Stress und Burnout: Wie sie dein Nervensystem beeinflussen - und wie du es beruhigen kannst

- Ein herzliches Dankeschön für diesen Gastartikel von Melanie Gerhard www.der-ruhepol.de -

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Hast du schon einmal eine Katze beobachtet? Egal, ob Stubentiger, Löwe oder Panther. Sie liegen vollkommen entspannt da, und wenn etwas Interessantes ihre Aufmerksamkeit weckt, springen aus dem Stand los und sind im Jagdmodus. Sobald die Beute oder was auch immer es war, wieder verschwunden ist, ist der ganze Spuk vorbei und sie liegen wieder super-entspannt da. 

Da kann ich manchmal wirklich neidisch werden. Ich weiß ja nicht, wie das bei dir ist, aber wenn ich im metaphorischen Jagdmodus bin, also Stress habe, dann kann ich oft nicht so schnell abschalten.

Dann gehe ich in Gedanken die ganze Situation noch einmal durch, überlege, ob ich etwas hätte anders machen können und was der / die Andere jetzt über mich denkt. Vielleicht ärgere ich mich über mich, über die Situation oder über die andere Person. Ich denke, du weißt, was ich meine ...

Doch letztlich haben wir alle genau die gleiche Fähigkeit wie die Katzen und alle Lebewesen. Wir können Stresssituationen meistern und auch wieder regenerieren. Wenn dieses System im Gleichgewicht ist, ist Stress nichts Schädliches, sondern etwas, das zum Leben dazu gehört und es sogar interessant machen kann!

Unser Körper im Stress 

Wenn wir im Stress sind - und da ist es ganz egal, welche Art von Stress das ist -, dann reagiert unser Körper darauf. Du kennst das: Das Herz beginnt schneller zu schlagen, vielleicht bemerkst du, dass deine Atmung sich verändert und dir warm wird. Das ist lästig, aber gleichzeitig ein Wunder der Natur.

Denn was passiert in deinem Körper? Ohne dass du es merkst, schüttet er Stoffe aus, die dich auf Kampf vorbereiten. Das sind vor allem Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin und Cortisol. Jeder dieser Stoffe / Hormone bewirkt etwas Anderes in unserem Körper. Im Folgenden beschreibe ich sehr vereinfacht und nur einen Bruchteil dessen, was im Körper geschieht, wenn du Stress hast. Es soll einen Einblick geben, wie fein abgestimmt unser Körper ist und wie er dafür sorgt, dass wir bestens mit allem versorgt sind. 

Dopamin

Dopamin

Dopamin kennst du vielleicht als sog. Glückshormon. Es hat aber auch bei Stress eine wichtige Funktion. Es wird vermutet, dass es im Bereich der Antriebssteigerung und Motivation wirkt und dich dabei unterstützt, Bewegungen zu initiieren.

Damit du also nicht träge sitzen bleibst, wenn der Säbelzahntiger kommt, ist es gut, wenn du motiviert bist, jetzt etwas zu tun und dich bewegst, oder? 

Adrenalin

Adrenalin

Adrenalin bewirkt im Körper, dass du optimal auf die stressige Situation vorbereitet bist. Es erhöht die Herzfrequenz, erweitert die Atemwege für eine verbesserte Atmung, erhöht den Blutdruck und den Blutzuckerspiegel und erleichtert die Freisetzung von Glucose. Gleichzeitig hemmt es die Arbeit des Verdauungs-trakts. Denn wer möchte schon erstmal zur Toilette rennen, wenn Gefahr droht?

All diese Körperfunktionen sorgen dafür, dass du im Notfall genug Energie parat hast, um dich zu verteidigen oder wegzurennen: Dein Körper wird mit Sauerstoff versorgt und die entscheidenden Organe werden gut durchblutet, so dass sie einsatzbereit sind, während andere Organe, wie Magen und Darm ihre Arbeit zurückstellen bis die Gefahr vorbei ist.

Noradrenalin für Fokus

Noradrenalin

Noradrenalin löst die Fight-Flight-Reaktion aus und sorgt ebenfalls für eine erhöhte Herzfrequenz und einen erhöhten Blutzuckerspiegel. Außerdem wird die Skelettmuskulatur mit mehr Blut versorgt, damit du rennen oder kämpfen kannst, wenn es nötig ist, und es versorgt dein Gehirn mit Sauerstoff. So kannst du besser und gezielter denken und Entscheidungen treffen. Ein erhöhter Noradrenalin-Spiegel beeinflusst den Schlafrhythmus und das Sexualverhalten. 

Das bedeutet, dass die Funktionen, die der Entspannung und Erholung dienen, unterdrückt werden, um nichts zu verpassen, was dich bedrohen könnte. Du bleibst fokussiert. 

Cortisol

Cortisol

Cortisol erhöht ebenfalls die Herz- und Atemfrequenz. Zusätzlich hemmt es Entzündungen (die bei möglichen Verletzungen entstehen könnten), lässt dich fokussierter und aufmerksamer sein und wichtige Informationen schneller verarbeiten.

Es verbessert die Merkfähigkeit, denn Vergesslichkeit kann in bedrohlichen Situationen sehr schädlich sein. 

Cortisol löst Fett aus den Fettspeichern im Körper, so dass zusätzliche Energie zur Verfügung steht. Und schließlich verstärkt Cortisol die Wirkung von Adrenalin. 


-> Das Zusammenspiel der 4 Stoffe zeigt, dass der Körper sehr fein abgestimmt und zusammenarbeitet, um dein Überleben zu sichern. Alle diese Funktionen sorgen dafür, dass du zunächst alles zur Verfügung hast, was du in der Gefahren- / Stresssituation brauchst und bereitet deinen Körper sogar auf die Zeit danach vor, indem es bereits frühzeitig Entzündungen vorbeugt und auf mögliche Wunden vorbereitet ist. 

Burnout und das Nervensystem 

Das vegetative Nervensystem 

Das vegetative Nervensystem ist sehr komplex. Ich vereinfache es hier stark. Wenn du mehr über das Nervensystem, seine Funktionen und wie du es beruhigen kannst, wissen möchtest, empfehle ich dir Verena König. Sie ist Traumatherapeutin und hat viele Übungen zur Regulation des Nervensystems, die nicht nur bei Trauma helfen können.

Grob gesagt ist das vegetative Nervensystem in zwei Stränge aufgeteilt: in den Sympathikus und den Parasympathikus. Während der Sympathikus für Aktivierung sorgt und die oben beschriebenen Prozesse in Gang setzt, ist der Parasympathikus für Regeneration zuständig. Beide haben ihre Berechtigung und keiner von beiden ist besser oder wichtiger als der andere. Entscheidend ist ein gutes Gleichgewicht zwischen beiden Teilen. 

Das Burnout-Syndrom und seine Auswirkungen 

Beim Burnout ist dieses System nicht mehr Gleichgewicht: Der Sympathikus wurde über lange Zeit aktiv gehalten und der Körper konnte nicht mehr ausreichend regenerieren. Irgendwann entscheidet dein Körper, dass er Entspannung braucht und schaltet um: Menschen, die in einem Burnout stecken, stecken körperlich gesehen im parasympathischen Bereich fest. 


  • Sie sind kraftlos und schaffen es nicht mehr, über längere Zeit ihren Sympathikus zu aktivieren. 
  • Sie haben oft Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, Entscheidungen zu treffen oder auch nur aufzustehen und sich zu bewegen. 


Der Körper fordert jetzt die nötige Regeneration ein. Er hat vom ständig aktivierten Sympathikus auf den Parasympathikus umgeschaltet. Er hat sozusagen den Notschalter betätigt. Gleichzeitig kann eine starke innere Unruhe entstehen, weil der Druck, weiterhin etwas leisten zu müssen, nach wie vor vorhanden ist, aber die Leistung eben nicht - mehr - erbracht werden kann.

Da der Sympathikus dafür sorgt, dass die Muskulatur vorgespannt bleibt, sind Verspannungen nicht selten. Vom Körper aus betrachtet ist es klüger, immer bereit zu sein und die Muskeln nicht erst anzuspannen, wenn Gefahr droht. Daher spüren Menschen mit Burnout oft diffuse Muskelschmerzen, die auch im Ruhezustand vorhanden und nicht zuzuordnen sind. Sie tauchen unabhängig von aktuellen Belastungen auf.

Um einem Burnout vorzubeugen, ist es von großer Bedeutung, sich bewusst mit dem Thema Leistung auseinanderzusetzen. Wenn wir lernen, auf uns selbst zu achten und unsere Grenzen zu respektieren, können wir ein gesundes Gleichgewicht - wieder -erreichen. Indem wir uns um unser Wohlbefinden kümmern und uns Zeit für Erholung und Selbstfürsorge nehmen, können wir unsere Energie wahren. 

Nach einem Marathonlauf empfiehlt dir jeder Profi, dass du auf deinen Körper achten und ihm Regeneration schenken sollst. Im Alltag achten wir nicht immer darauf. 

Selbstreflexion

6 Reflexions-Fragen, mit denen du Verantwortung übernimmst

 

Stelle dir einmal die folgenden Fragen und beantworte sie dir immer wieder neu. Damit gehst du den ersten Schritt und übernimmst Verantwortung für dich und dein Leben. 

  1. Was bedeutet Erfolg für mich? 
  2. Was ist mir wichtig? 
  3. Was brauche ich wirklich für ein gutes Leben? 
  4. Was sagt es über mich aus, wenn ich Leistung erbringe? 
  5. Was sagt es über mich aus, wenn ich keine Leistung erbringe? 
  6. Was sagt es über mich aus, wenn ich es mir gut gehen lasse und entspanne?

Ein wohlwollender Blick auf den Burnout

Das, was natürlich eine harte Diagnose und niemandem zu wünschen ist, ist vom Körper aus gesehen das Beste, was in diesem Fall passieren konnte: eine erzwungene Hinwendung zum Körper. Erst wenn der Körper jegliche Leistung verweigert und sein Recht auf Regeneration einfordert, kann Heilung geschehen.

Es schafft Raum für mehr: mehr Entspannung, mehr Zuwendung zu sich selbst und zu den Mitmenschen, mehr Mitgefühl, mehr Freude, mehr Leben.

Dein Körper unterstützt dich auf wunderbare Weise, wenn du in Gefahr bist und setzt dabei alles in Gang, was dir helfen kann, aus der Situation bestmöglich heraus zu kommen. Gleichzeitig sorgt er auch dafür, dass er wieder regenerieren kann. Er tut dies zum Beispiel durch Müdigkeit. Reicht das nicht, dann kommen andere Anzeichen. Sie können sehr unterschiedlich sein. Häufig zeigen sich Erschöpfung, Muskelverspannungen, Bauchschmerzen und Verdauungsprobleme. Du erinnerst dich: Die Verdauung wird bei Stress zurückgestellt. Aber irgendwann musst du schließlich ja auch mal wieder verdauen. Wenn du chronischen Stress hast und dein Körper keine Zeit bekommt, die Nahrung zu verdauen, macht er dich mit Zwicken und Zwacken darauf aufmerksam: "Hallo, vergiss nicht, dich auch zu entspannen!"

Ein Burnout ist also die Verweigerung des Körpers von jeglicher Leistung, weil das großartige Wechselspiel zwischen Sympathikus und Parasympathikus aus dem Gleichgewicht gekommen ist und die betroffene Person nicht mehr in der Lage ist, eine gesunde Leistungsfähigkeit zu pflegen.

Um wieder ins Gleichgewicht zu kommen, ist es absolut notwendig, einmal komplett runterzufahren und alles zu vermeiden, was mit Leistung zu tun hat. Das ist eine vollkommen gesunde Reaktion des Körpers.

Sanjo Körperarbeit

Körperarbeit als Unterstützung

Burnout wirkt auf mehreren Ebenen. Daher ist es sinnvoll, dieses Phänomen nicht nur psychologisch zu betrachten und zu behandeln. Wie beschrieben, ist es der Körper, der auf den Stress reagiert. Wenn du von chronischem Stress und / oder Burnout betroffen bist, darfst du dich jetzt um deinen Körper kümmern, der dich bisher so gut unterstützt hat und sein Bestes gegeben hat, um dir zu helfen. Jetzt braucht er deine Hilfe. Dabei ist es sinnvoll, bewusst und achtsam im Alltag zu sein und ihn zu entschleunigen. Wenn dein Körper sich mit Verspannungen bemerkbar macht, möchte ich dir gerne noch eine sanfte Methode vorstellen, mit der ich arbeite und die hilft, Muskelverspannungen zu lösen.

Achtsame Körperarbeit mit den Methoden aus SANJO 

 

Sanjo ist eine Körpertherapie, die um die Jahrtausendwende von Holger Michael David aus Aachen entwickelt wurde. Im Gegensatz zur klassischen Massage werden bei dieser 1:1-Methode die Muskeln nicht durchgeknetet. Das Muskelgewebe wird stattdessen häufig über die Gelenke hinweg zusammengeführt.

Unterstützung des natürlichen Körperprozesses

Wir unterstützen den Körper bei dem, was er sowieso schon macht: Wenn ein Muskel arbeitet, zieht er sich zusammen. Selbst wenn wir nicht wissen, warum bestimmte Muskeln sich wiederholt anspannen, helfen wir ihnen und gehen mit dieser Bewegung mit. Ganz nach dem Motto: "Ich weiß nicht, warum du das machst, aber ich vertraue darauf, dass du einen Grund dafür hast."

Vermeidung von Dehnung und Widerstand

Wir versuchen nicht, den Muskel zu dehnen oder gegen das anzukämpfen, was dein Körper tut. Ein solcher Widerstand könnte von deinem Gehirn als Bedrohung für die Stabilität wahrgenommen werden. Stattdessen gehen wir davon aus, dass dein Gehirn gute Gründe hat, den Muskel so arbeiten zu lassen, wie er es tut. Warum sollte es sonst diese Muskelarbeit wollen?

Rückmeldung an das Gehirn für Stabilität

Das Gehirn strebt immer nach Stabilität im Körper. Wenn es eine Gefahr für diese Stabilität wahrnimmt, fordert es die Muskeln auf, mehr zu arbeiten, um die Stabilität wiederherzustellen. Wenn wir dem Muskel dabei helfen, seine Arbeit von außen zu übernehmen (Muskelgewebe zusammenführen), bekommt das Gehirn die Rückmeldung aus dem Körper, dass alles in Ordnung und stabil ist. Um Energie zu sparen, weist es den Muskel an, zu entspannen. Dies führt zu einer Entspannung, die vom zentralen Nervensystem ausgeht. Wenn das Gehirn Entspannung anordnet, folgt die Muskulatur. Muskeln tun in der Regel nur das, was das Gehirn ihnen aufträgt. 

Fazit: Burnout und Sanjo

Ein Burnout ist die Folge von zu langer Aktivierung deines Sympathikus` ohne ausreichender Regeneration (im parasympathischen Bereich). Anders ausgedrückt: Wenn dein Leben hauptsächlich Kampf ist und du hinter jeder Ecke eine Gefahr witterst, kann dein Körper sich nicht mehr erholen, sondern ist ständig in Hab-Acht-Stellung.

Der Burnout zwingt dich dann zur Ruhe.

Wenn wir mit speziellen Handgriffen das Gewebe zusammenführen, kann es sein, dass die umliegenden Muskeln darauf reagieren und sanfte Bewegungen in Gang setzen, da sie nach und nach lockerlassen. Diese Bewegungen werden nicht gehemmt oder unterdrückt. Wir gehen mit dem, was sich zeigt.

Bei den Methoden aus Sanjo geschieht nichts gegen deinen Körper. Im Gegenteil: Es wird nicht mehr gekämpft, sondern der Körper in allem unterstützt. Dein eigener Körper weiß am besten, was er benötigt, um zu regenerieren. Deshalb wird nichts, was sich in deinem Körper zeigt, bekämpft oder verändert. Allein diese Tatsache kann schon sehr entspannend sein.

Sanjo steht für Entspannung und Regeneration.

Die Methoden aus Sanjo wirken so entspannend, weil dein Gehirn sie nicht als Bedrohung interpretiert, sondern als Unterstützung wahrnimmt. Das ist genau der Grund, warum die Sanjo-Methoden für Menschen mit Burnout und chronischem Stress so wirksam sind. Wie bereits erklärt, geht es in dieser Situation darum, den Druck auf den Körper und jeglichen Leistungsanspruch komplett abzuschalten und alles herunterzufahren. Schluss mit Kämpfen. Keine Erwartungen, nur Entspannung und Regeneration stehen im Fokus.

Über Melanie

Melanie ist 

  • Diplom-Pädagogin
  • Sprachtherapeutin
  • graduierte SANJO-Praktikerin im Wellness-Bereich

Ihr Motto lautet: Du kannst nichts loslassen ... bis du es annimmst.

Mit der Achtsamen Körperarbeit und den Methoden aus SANJO hilft sie dir dabei, (chronische) Muskelverspannungen zu lösen und tief zu entspannen.


Ihr Ziel ist, viele Menschen dazu einzuladen und zu inspirieren, mehr Entspannung in ihr Leben zu bringen und ein Leben zu führen, in dem sie liebevoll auf sich selbst blicken. Denn sie ist tief davon überzeugt, dass diese Sichtweise auf sich selbst die Kraft hat, etwas in der Welt zum Positiven zu verändern.