Schwindel Attacken & Co.: wie mein Körper mich gezwungen hat, ein neues Leben zu beginnen


In diesem Artikel kommt mein Körper zu Wort. Lese, welche Symptome mich auf ein zu hohes Stressniveau hinweisen wollte, wie lange ich gebraucht habe, das zu verstehen und wie schlau mein Körper letztendlich reagiert hat.

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"Jasmin hat mich früher überhaupt nicht beachtet, ich war einfach da und habe wunderbar funktioniert. Aber irgendwann hat sie viel zu viel gearbeitet und mir nicht mehr genug Ruhepausen gegönnt. Das fand ich echt doof und da hab ich mich dann beschwert! Erstmal habe ich es mit Schwindel Attacken probiert, doch das hat die dumme Nuss überhaupt nicht verstanden. Dabei ist es doch so simple zu verstehen: Schwindel = du bist außer der Balance. Däää!!
 

Aber statt mal hinzusehen, hat sie einfach weitergemacht und ist von Arzt zu Arzt gerannt. „Ausschlussverfahren“ oder so hat sie es genannt. Aber nein, ich habe keinen Tumor im Kopf produziert, es gibt auch keine Kalkablagerungen in den Arterien und auch sonst bin ich kerngesund.

Ich wollte einfach nur: Aufmerksamkeit!!

Also gut, das mit den Schwindel Attacken hat sie nicht verstanden.
Daher musste ich mich mehr ins Zeug legen und ich dachte so bei mir: Ich versuche es mal mit schweißigen Händen. Bei jeder Kleinigkeit, und wenn es nur eine neue Mail von ihrem Chef mit einer zusätzlichen Aufgabe war, sorgte ich für schweißnasse Hände. Die musste sie sich an der Hose abwischen oder sie waschen gehen. Sie war genervt.

Aber besser um mich gekümmert hat sie sich noch lange nicht. Und mir ging es echt nicht gut. Ich war kaputt und die paar Stunden Schlaf reichten mir schon lange nicht mehr, um morgens fit zu sein. Dabei bin ich doch wichtig!

Ja, ich bin wichtig! Denn ich trage sie doch durchs Leben. Und, soweit ich weiß, möchte sie noch ganz lange glücklich und gesund leben. Nun gut. 

Was mache ich also jetzt?

 
Ha, ich wusste es! Es gibt ja noch ein paar andere Stufen auf dem Weg in einen Erschöpfungszustand. Herzrasen zum Beispiel. Na gut, sie wollte es ja nicht anders. Also: sobald sie sich auf den Weg in die Arbeit machte (daher kam ja der ganze Stress – Schlamassel), ließ ich das Herz wie wild schlagen. So wild, dass sie auf dem Weg anhalten musste, um sich zu beruhigen. Strike! Das hat funktioniert! Sie hat sich dolle erschrocken! Jetzt wird sie sich um mich kümmern! Aber glaubst du das? Fehlanzeige.

Sie fuhr trotzdem ins Büro und ignorierte mich. Warf sich ein paar Beruhigungsmittel ein, so als ob man mich einfach so kalt stellen könnte. Frechheit!!

Ich gab eine Weile Ruhe, schließlich brauchte ich eine neue Strategie. So langsam reifte da etwas in mir. 

EKG Herzrasen

Ich plante das Ereignis von langer Hand. 


Es würde ihr nicht gefallen. Aber ich war mir sicher: danach würde sie etwas ändern und mich endlich wieder beachten. Vielleicht hört es sich jetzt an, als ob ich ihr schaden wollte. Du weißt natürlich, dass das Quatsch ist -  welcher Körper möchte seiner Besitzerin schaden? Retten wollte ich sie. Retten vor dem Wahnsinn, immer perfekt sein zu wollen, immer schneller und mehr zu arbeiten. Und wofür das Ganze? Damit ihr Chef irgendwann im Jahr 3033 sagen würde: „Hey, das hast du gut gemacht?“. Sie durchschaute das Spielchen leider nicht. Doch ich war clever genug! 

Möchtest du wissen, wie mein Plan aussah? 

Ich hatte Jasmin die letzten Wochen sorgfältig beobachtet und wusste, dass sie ihre Kinder sehr liebte. Doch die Arbeit fraß sie so auf, dass sie den beiden kaum noch Beachtung schenken konnte. Wie denn auch? Aufstehen, losrennen, Kinder in den Kindergarten und in die Schule bringen, pausenlos arbeiten, Kinder wieder abholen, Haushalt versorgen, ins Bett fallen. Und am liebsten abends noch sämtliche Nachrichten ihres Teams beantworten (sie war schließlich eine gute Chefin) und die E-Mails checken. Dann konnte sie die Augen auf dem Sofa kaum noch aufhalten und schlief völlig erschöpft ein. Das ganze Tag ein und Tag aus.

Ich war dankbar für die Menschen, die ihr zuflüsterten: „Mach doch mal eine Pause, du musst was essen!“ Aber sie hatte ein großes Talent, das einfach zu überhören. Zu viel zu tun, viel zu viel zu tun ...

Immerhin hatte sie die letzten Wochen zu ihrem Chef schon ein paar Mal NEIN gesagt. Hey, das war ein Fortschritt? Aber so viel Geduld hatte ich nicht.

Frau schläft erschöpft auf Sofa

Ich drehte völlig durch

Es war ein schöner Frühlingstag Ende Februar, den ich mir für die Ausführung meines Plans ausgedacht hatte. Jasmin hatte wie immer verspätet das Büro verlassen und raste auf der Autobahn Richtung Albufeira, um ihren Sohn vom Kindergarten abzuholen. Ich bereitete mich auf meinen Einsatz vor. Ehrlich gesagt, war ich ein wenig nervös … wie sie wohl reagieren würde?

 
Auf dem Parkplatz vor dem Kindergarten war es dann so weit: Ich drehte völlig durch.

Und das ging so:

  •  Ich drehte den Puls voll auf, als ob ihr Herz aus ihrer Brust springen würde.
  •  Dann gab es nochmal eine schöne Schwindel Attacke dazu und es wurde ihr schwarz vor den Augen.
  •  Jetzt noch die Atmung beschleunigen, sodass sie das Gefühl bekam, keine Luft mehr zu bekommen.
  •  Schmerzen in der Brust, als ob sich ein Herzinfarkt anbahnen würde? Na klar, die produzierte ich auch. 


Und dann fing ich innerlich an zu jubilieren - ich konnte ja ihre Gedanken lesen. Sie bekam es mit der Angst zu tun, stand völlig neben sich, bekam schlecht Luft. Doch was nun? Ich konnte kaum glauben, dass sie in diesem Zustand ihren Sohn abholen würde, doch genau das tat sie.

 
Also konnte ich in meinen Bemühungen nicht nachlassen. Die Autofahrt nach Hause war der Horror.  Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen, so viel Adrenalin und Cortisol schüttete ich aus.

Was sie jetzt wohl tun würde? Das einzig Richtige. Sie fuhr in die Notaufnahme des nächsten Krankenhauses, die Ärzte schrieben ein EKG und diagnostizierten Tachykardie und eine Panikattacke.

YES! Gut gemacht. Ich lobte mich selbst.

Die nächsten Stunden konnte ich nicht viel machen, denn die starken Beruhigungsmittel aus dem Krankenhaus stellten auch mich völlig ruhig. Doch ich blickte hoffnungsvoll auf den neuen Tag und wünschte mir nichts sehnlicher als eine Veränderung.

Am Morgen griff Jasmin zum Telefonhörer und rief ihren Chef an. Ihre Worte waren wie Musik in meinen Ohren: „Ich schaff’ das nicht mehr. Ich komme nicht mit auf Dienstreise. Ich gehe jetzt zum Arzt und lasse ich krankschreiben.“

Ich jubilierte. Ich hatte gewonnen.
Ein neues Leben begann."

Mein Fazit

Unser Körper spricht eine deutliche Sprache, er ist unser größtes Instrument, Speicherort unserer Erlebnisse und hilft uns, uns zu entwickeln. Wenn wir den Weg des Wohlbefindens verlassen haben, gibt er uns deutliche Signale. Ich habe diese lange überhört und die Körperintelligenz ignoriert. Mach es besser als ich!

Ich bin Jasmin, Happiness Trainerin, Meditationslehrerin und Tiny Habits Coach. Gerne begleite ich dich von der Überholspur auf die Entschleunigungsspur. 

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