Meine persönlichen Erfahrungen mit EMDR auf dem Weg aus dem Burnout


Was fällt dir als erstes beim Thema “Burnout überwinden” ein? Vielleicht denkst du an so etwas wie Achtsamkeit, Stressbewältigung oder daran, dass man vermutlich seine ungesunden Gewohnheiten verändern sollte?

Und damit hast du völlig Recht! All diese Dinge waren auch für mich nach meinem Burnout 2016 wichtig, um wieder richtig gesund zu werden. Doch dank Dra. Ana - meiner Psychologin - durfte ich zusätzlich die Therapiemethode EMDR kennen- und schätzen lernen. (Ehrlich gesagt hatte ich vor meinem ersten Besuch bei ihr noch nie etwas von EMDR gehört.)

In diesem Artikel liest du, welche positiven Erfahrungen ich mit EMDR gemacht habe. Du bekommst ganz persönliche Einblicke, was mit EMDR alles möglich ist und erfährst, warum ich seit 2023 selbst EMDR begeistert in der Zusammenarbeit mit meinen Klienten und Klientinnen anwende. 

Meine  Motivation für die
EMDR-Therapie

 

Im Jahr 2016 hatte ich einen Burnout, und es ging mir richtig schlecht.  

Im Alltag tauchten ständig negative Gedanken, Überzeugungen und Gefühle auf, die sich in scheinbar völlig verschiedenen Situationen wiederholten. So fühlte ich mich grundlos jedes Mal unglaublich unwohl, wenn es darum ging, den Mund aufzumachen, wenn mir etwas gegen den Strich ging. Also sagte ich einfach ... nichts!

Es gab ständig Situationen, in denen ich total überreagiert und mich selbst gestresst habe. Wenn ich bei einer Teamsitzung vor der Gruppe sprechen sollte, geriet ich in Panik, obwohl ich alle Kollegen gut kannte. Wenn es regnete, bekam ich beim Autofahren feuchte Hände. Wenn meine Kinder krank wurde, konnte ich nicht mehr klar denken.

Außerdem lastete die Verantwortung für mein Team wie eine schwere Last auf meinen Schultern und sorgte dafür, dass ich ständig in Alarmbereitschaft war und mich überhaupt nicht entspannen konnte.

Hinzu kamen diffuse Ängste, weil meine Nerven ständig überreizt waren. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich da alleine nicht mehr herauskomme. Als mir ein Neurologe dann psychogene Schwindelanfälle diagnostizierte, wurde immer klarer: Ich brauche dringend Hilfe!

Auf der Suche nach Hilfe, diese Themen zu lösen, bin ich zufällig auf Dr. Ana gestoßen. Sie erzählte mir schließlich von EMDR. Diese Therapiemethode hilft dabei, belastende Erlebnisse zu verarbeiten, die oft unbewusst unser aktuelles Erleben beeinflussen. 

Erste Erfahrungen mit EMDR

Schon die ersten EMDR - Sitzungen waren für mich unglaublich aufschlussreich. Zunächst diagnostizierte mir Dr. Ana, dass ich emotional "nicht richtig funktioniere", um es mal sehr vereinfacht auszudrücken. 

Gemeinsam erarbeiteten wir dann die Grundlagen für den EMDR-Prozess, indem sie mir viele Fragen stellte, z.B.:

  • Worauf reagierst du besonders emotional?
  • In welchen Situationen treten diese unangenehmen Gefühle auf? Wie fühlen sie sich an? (darauf hatte ich meist keine Antwort, weil sich immer alles im Kopf abspielte und ich meinen Körper nicht wirklich gespürt habe)
  • Was tust du nicht, was du tun willst? Und was machst du, was du eigentlich nicht machen willst?
  • Was denkst du in solchen Situationen über dich selbst? (die sogenannte negative Kognition)
  • Wie möchtest du stattdessen über dich selbst denken? (Die so genannte positive Kognition)


Diese Selbstreflexion brachte schon viel Klarheit. Vor allem wurde schnell deutlich, dass viele meiner "Baustellen" eng mit meiner Kindheit und mit meiner Mutter zusammenhingen.

Wir arbeiteten uns also von Thema zu Thema ...

Nicht immer hatte ich bei unseren Sitzungen Kraft für den EMDR Prozess.

Manchmal war ich nach der Arbeit so erschöpft, dass mir die Fragen und der ganze EMDR-Prozess viel zu anstrengend waren. In diesen Sitzungen hat mir Dra. Ana dann verschiedene Entspannungsübungen beigebracht, mit denen ich mich stabilisieren und beruhigen konnte.

(Zur Erklärung: Für den EMDR-Prozess ist es unbedingt notwendig, dass sich der Patient/Klient ausreichend stabil und sicher fühlt. Dazu dienen die verschiedenen Stabilisierungstechniken, die Dra. Ana und ich gemeinsam geübt haben.)

Fortschritte während meiner EMDR Erfahrung

Nach der oben beschriebenen Vorbereitung ging es dann jeweils los mit der eigentlichen bilateralen (beidseitigen) EMDR-Stimulation, während ich mich auf das jeweilige Thema der Sitzung konzentrierte. 


Diese kann auf 3 verschiedene Arten erfolgen:

1. visuell (man folgt den sich hin und her bewegenden Fingern der Therapeutin, ohne dabei den Kopf zu bewegen)

2. taktil (die Therapeutin oder man selbst berührt z.B. die Hände, die auf dem Schoß liegen)

3. auditiv (es gibt EMDR-spezifische Musik und Klänge, die man über Kopfhörer hören kann).


Dr. Ana hat mit alle verschiedene Stimulationsmethoden durchprobiert. Am  Anfang jeder Sitzung konnte ich dann immer spontan entscheiden, welche Methode ich bevorzuge. Manchmal haben wir sogar während der Sitzung zwischen den Methoden gewechselt. Wenn du mich fragst, welcher der 3 Arten mir am besten gefallen hat:  Platz 1: EMDR-Musik gefallen, Platz 2: Augenbewegungen, Platz 3: taktile Stimulation.

In den kurzen Pausen zwischen den Stimulationen haben Dra. Ana und ich schnell festgestellt, dass ich wohl eindeutig der visuelle Typ bin. Während der Stimulation tauchten in meinem Kopf immer viele Bilder auf, und vor meinem inneren Auge spielte sich ein Film ab, der sich nach und nach veränderte.


Wir hatten viel zu lachen, denn mein Unterbewusstsein ist offenbar recht humorvoll. Auch wenn Tränen flossen und ich danach erschöpft war, erinnere ich mich positiv an die EMDR-Sitzungen.

Hier sind ein paar Beispiele für Themen, die ich mit EMDR bearbeitet habe:

  • Mein hohes Verantwortungsgefühl als Team Managerin, das sich wie eine schwere Last auf meinen Schultern anfühlte.
  • Das schwierige Verhältnis zu meiner Mutter bzw. all die einschränkenden Überzeugungen, die ich von ihr übernommen hatte.
  • Meine extreme Redeangst durch ein unschönes Erlebnis beim Abitur.
  • Allgemeine Ängste aufgrund der körperlichen Symptome beim Burnout.
  • Äußerst unschöne Erfahrungen bei der Geburt meiner beiden Kinder. 
  • Ein traumatisches Erlebnis, bei dem ich im Keller eingesperrt wurde. 


An die meisten Situationen konnte ich mich dabei übrigens gar nicht bewusst erinnern - sie waren tief in meinem Unterbewusstsein versteckt und sind teilweise erst während der EMDR-Stimulation an die Oberfläche gekommen. 

Da EMDR keine Gesprächstherapie ist, wird übrigens während der 1 bis 3-minütigen Sets an Stimulation bzw. dazwischen nicht viel gesprochen. Genauso gibt es keine "Hausaufgaben" (obwohl mir gerade einfällt, dass Dr. Ana mich manchmal gebeten hat, meine Gedanken bis zum nächsten Termin sorgfältig zu beobachten und zu notieren. Aber das war es auch schon.)

Veränderung meiner Einstellung und Lebensqualität

Im Lauf der Zeit wurde mir immer klarer, dass meine schlechte Verfassung nicht die Schuld 'aller anderen' war. Es waren nicht (nur) die äußeren Umstände, die zu meiner psychischen Krise geführt hatten, sondern (vor allem) das, was ich bisher im Leben erlebt und daraus abgeleitet hatte. Wir alle sind  geprägt von dem, was wir als Kind, Jugendlicher und auch später erlebt und erfahren haben.


So fiel es mir zum Beispiel unglaublich schwer, Grenzen zu setzen oder nein zu sagen, weil ich unbedingt weiterhin "das liebe Binsle" sein wollte (so nannten mit meine Großeltern, als ich klein und ja soooo brav war).

Noch ein Beispiel: Der Satz "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen" war maßgeblich dafür verantwortlich, dass ich mich ständig verausgabte -  in der Hoffnung, irgendwann einmal Zeit für das "Vergnügen" zu haben.

Die Erkenntnis dass mein Verhalten und meine Gefühle sehr viel mit meiner Art zu denken zu tun hatte. wurde zum Schlüssel meiner Genesung. 

Was hat sich durch EMDR im Alltag noch verändert?

Durch EMDR konnte ich ganz viele belastende Situationen aus meiner Vergangenheit verarbeiten. Die damit verbundenen unangenehmen Gefühle und irrationalen Ängste haben sich sozusagen in Luft aufgelöst! 

Ich kann nun ruhig über all diese Ereignisse sprechen, ohne dass es mich stark belastet. Es scheint, als hätte ich endlich Frieden mit diesen alten Wunden und mit mir geschlossen. 

Die Wut gegenüber meiner Mutter ist verschwunden und unser Verhältnis hat sich insgesamt entspannt.

Ich kann wieder vor Gruppen sprechen und bei Regen Auto fahren, ohne dabei vor lauter Aufregung und Angst schweißgebadet zu sein. 

Jede Menge positive Veränderungen, über die ich sehr happy bin!

EMDR Weiterbildung

Im Mai 2023 habe ich erfolgreich am EMDR - Seminar am TherMedius®-Institut für medizinische und therapeutische Fachausbildungen teilgenommen. EMDR hat mich so sehr fasziniert und begeistert, dass ich es unbedingt auch in meiner Arbeit nutzen wollte.

Seither habe ich 10 Klientinnen durch den EMDR Prozess begleitet und hoffe, dass es mit Lauf der nächsten Jahre noch viele mehr werden, die von dieser genialen Methode profitieren.  

Auge

Mein Fazit und was du mitnehmen kannst

EMDR kann zu positiven Veränderungen im Denken, Fühlen und Handeln führen, indem belastende Erinnerungen neu verarbeitet werden.

Go for it! (Mach es einfach). Auch wenn du vielleicht Berührungsängste hast, weil du dir unter EMDR wenig vorstellen kannst oder "nicht in der Vergangenheit wühlen willst", go for it.


Anders als bei einer klassischen Gesprächstherapie musst du für die Wirksamkeit von EMDR nicht über jedes Detail sprechen, wenn du das nicht möchtest. EMDR ist eine unglaublich effektive Möglichkeit, emotionale Belastungen zu verarbeiten und loszulassen. Die Methode ist dabei äußerst wirksam und deutlich schneller als die meisten psychotherapeutischen 
Verfahren.

Falls du mehr über EMDR und wie du Nebenwirkungen oder negative Erfahrungen vermeiden kannst erfahren möchtest, schau dir gerne meinen ausführlichen Blogartikel dazu an: Hier klicken


"Wenn sich unsere Erinnerungen verändern, beeinflusst das, wie wir uns selbst sehen. Das wiederum wirkt sich darauf aus, wie wir andere sehen. Dadurch verbessern sich unsere Beziehungen und unser ganzes Leben. Alles entwickelt sich positiv."

Francine Shapiro (Erfinderin der EMDR - Methode)

Jasmin Sabine Lotter

Über mich

Ich bin Jasmin, Happiness Trainerin, Meditationslehrerin und Tiny Habits Coach. Gerne begleite ich dich von der Überholspur auf die Entschleunigungsspur. 

... weil Entschleunigung eine Liebeserklärung ans Leben ist!